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    Produkt-Bewertung

    The Last of Us Part II - Collector's Edition

    Andreas B.

    Düster-Brutaler Rachefeldzug fürs reifere Publikum, als krönender Abschluss einer Konsolengeneration.

    Wie schon beim 1. Teil von The Last of Us für die PS3, schliesst Sony /Naughty Dog mit seinem Exklusivtitel die aktuelle Generation mit einem Knall ab und zeigt, dass technisch tatsächlich nochmals richtig was aus der „alten Kiste“ herauszuholen ist.

    Einmal mehr entführen uns die Macher in eine abscheuliche, aber ungeheuer atmosphärische und detailverliebte Welt, welche von der Cordyceps Infektion zugrunde gerichtet ist. Dabei wird wie schon bei Teil 1 die Infektion lediglich als Setting, respektive Grundgerüst ausgewählt. Es wird nicht weiter auf die Krankheit selbst eingegangen. (Was all jene, die sich vom 2. Teil ein tieferes Eingehen auf den aggressiven Pilz erhoffen, enttäuschen dürfte.)

    Im Fokus liegt dieses Mal eine von Rachegelüste geleitete Ellie, welche nach dem brutalen Verlust eines wichtigen Menschen, dessen Peiniger unerbittlich verfolgt und in der durch und durch gestörten Welt, welche die überlebenden Menschen für sich erschaffen haben, nach und nach psychisch zerfällt und selbst zu einem Teil dieses Wahnsinnes wird.

    Achtung an alle die das Spiel noch nicht gespielt haben: Die nachfolgenden 3 Abschnitte enthalten Inhaltliche Spoiler!

    Als kleines Intermezzo noch meine Meinung zum viel kritisierten Entscheid, gerade diese Figur im Spiel zu töten:
    Die Macher haben sich in diesem Titel zum Ziel gesetzt, sowohl bei der Spielfigur, wie auch beim Spieler selbst, die stärkst möglichen Emotionen hervorzurufen. Insofern ist es absolut logisch diese Figur zu töten. Zu keiner anderen bekannter Figur (ausser Ellie natürlich), hat der Spieler bis zu diesem Zeitpunkt eine echte Bindung. Der Spieler soll den Verlust schliesslich auch emotional und nicht nur rational nachempfinden können.

    Wichtig ist den Entwicklern dabei auch die Kehrseite der Medaille zu präsentieren und die Beweggründe und Persönlichkeit des vermeintlichen Bösewichtes, klar darzustellen. So wird der Spieler über weite Teile der Geschichte, auch den Gegenpart steuern. Dadurch versuchen die Entwickler den Spieler in eine moralische Zwickmühle zu bringen und die Taten beider Seiten stark zu hinterfragen. (Damit dies gelingt, muss der Spieler aber auch offen genug sein, sich auf die neue Situation einzulassen und nicht aus Antipathie oder engstirnigem Trotz, abzublocken.)
    Ein Punkt der mir grundsätzlich sehr gut gefällt, letztendlich in der Auflösung aber wirklich enttäuscht. So verschenkt The Last of Us 2 im Finale gewaltiges Potenzial, indem der Spieler keinerlei Entscheidungsgewalt besitzt. Dabei wäre dieser Moment wie dafür geschaffen, den Spieler aufgrund seiner Erfahrungen und Emotionen die er im Laufe der Geschichte durchlebt hat, selber entscheiden zu lassen. Was für eine Verschwendung!!!

    Nebenbei werden mit kleinen Rückblenden auch die Entwicklung von Ellie zwischen Teil 1 & 2, sowie die Verarbeitung der folgenschweren Entscheidung von Joel, genauer erläutert. Der Thematik rund um die Gleichgeschlechtliche Liebe, welche in gewissen Reviews positiv/negativ diskutiert wird, stehe ich neutral gegenüber. Sie sticht für mich persönlich weder positiv, noch negativ aus der Geschichte heraus. Man darf aber durchaus sagen, dass sich die Macher mutig an das Thema heran gewagt haben und dies so offen darstellen, wie in kaum einem anderen Spiel bisher.

    Die Charaktere und deren Entwicklung sind einmal mehr also das wichtigste Element im Spiel. Und so toll ich diese im 2. Teil auch finde, an die absolut geniale Bindung zwischen Ellie und Joel im ersten Teil, kommt der zweite in meinen Augen definitiv nicht heran.

    Im Punkto Gameplay bietet der 2. Teil gewohnte Stealth -Action mit einigen grossartig inszenierten Action-Höhepunkten, sowie viele ruhige Passagen welche der Story und den Charakteren Zeit geben sich zu entfalten und dem Spieler die Möglichkeit geben, sich an der unglaublichen Detailverliebtheit der Umgebung und dessen Schönheit, zu erfreuen.
    Sinnvolle kleine Erweiterungen gibt es sowohl bei den Ausrüstungsmöglichkeiten, dem Crafting, wie auch den Kampf- & Stealth -Techniken. Was in meinen Augen angesichts der deutlich grösseren Level Gestaltung, auch unabdingbar ist. An dieser Stelle nerve ich mich leider noch immer, über die absolut unlogischen Munition Kapazitäten im Spiel. Kein Mensch führt ein halbes Magazin, oder 2 einzelne Patronen als Reservemunition mit sich herum!

    Letzten Endes sind keine wirklich grossen Erneuerungen dazu gekommen, welche das Gameplay als Ganzes, grob aufwerten würden. So ist es denn auch auffallend, dass die Entwickler viele einprägsame Passagen aus Teil Eins, in einer etwas anderen Form, nachgestellt haben. (Kann man positiv oder negativ sehen.)

    TLOU2 folgt in vielen Bereichen nach dem Prinzip; Je mehr desto besser! Für mich persönlich trifft dies aber insbesondre in 2 Punkten nicht zu.
    Zum einen wirkt das Spiel an vielen Stellen ordentlich in die Länge gezogen. Insbesondere am Schluss will das Spiel einfach nicht fertig werden.
    Zum anderen die exzessiven Gewaltdarstellungen. Wir erinnern uns, Teil 1 geizte nicht mit krassen Szenen. Dennoch fühlte sich die Gewalt keineswegs deplatziert an, sondern unterstrich stilistisch den ernsten und realistischen Look des Spiels und wirkte authentisch. Bei Teil 2 sind die Entwickler in meinen Augen klar über das Ziel heraus geschossen. So lassen die Macher keine Gelegenheit aus, den Horror anhand von möglichst grausigen Darstellungen zu verdeutlichen. Was sich mit der Zeit unnötig und aufgesetzt anfühlt. (Mir geht es hierbei weniger um die Intensität, sondern mehr um die Häufigkeit von solchen Szenen.)

    Einen markanten Minuspunkt stellt in meinen Augen noch immer die KI im Spiel dar. Sei es bei den Gegnern, welche immer die gleichen Muster von Abläufen vollführen und dadurch absolut berechenbar agieren und mit den ständig gleichen Tricks, erledigt werden können. Oder die Verbündeten, welche Kopflos vor dem Gegnern umher rennen und den Spieler gerne mal aus der Deckung stossen oder blockieren.

    Gelegentlich auch treten gewisse Bugs im Spiel auf; Probleme mit dem Grafikaufbau. Eintauchen in Oberflächen. Fehlerhafte Anzeige der Gegner im Schleichmodus. Gelegentlich physikalisches Fehlverhalten diverser Spieleobjekte. Teils ungenaue Trefferzonen. Usw. Zugegebenermassen nichts gravierendes was das Spielegefühl über weite Strecken stört, dennoch hoffe ich auf einige Updates welch diese Fehler blad minimieren.

    Zum End Game, respektive Spiel+. Nach dem Abschluss der Geschichte kann der Spieler wie gewohnt, mit seinen aufgewerteten Fähigkeiten und Waffen, ein neues Spiel starten und diese gegebenenfalls vervollständigen. Neu ist an dieser Stelle, dass nun endlich frei zwischen den Schwierigkeitsgraden gewechselt werden kann. Zudem erhält man die Möglichkeit, einen individuellen Schwierigkeitsgrad zu erstellen. Durch die Anpassungen kann man das Gameplay in einem 2. Durchgang deutlich verändern, wodurch der Wiederspielwert gehörig ansteigt.

    Ansonsten brauche ich zum Grafischen Teil des Spiels wohl nicht mehr viel zu Sagen. Schlicht hervorragend! Nicht weniger überzeugend auch beim Sound. Authentische Soundkulisse, bedrohlicher Soundtrack und absolut grossartige englische Synchro. Wobei ich beim neuen Soundtrack etwas zwiegespalten bin. So klingt die Musik in Action-geladenen und düsteren Momenten etwas intensiver, dafür ist von der charakteristischen, dramatischen Schönheit des 1. Teils, einiges verloren gegangen.

    Um das Ganze auf den Punkt zu bringen: Für mich steht ausser Frage, dass The Last of Us 2 ein herausragender Titel ist! Aufgrund einiger Schwächen beim Balancing sowie ungenutztem Potenzial, vermag mich der Titel allerdings nicht restlos zu begeistern.
    TLOU 2 ist ein Spiel welches auf vielen Ebenen provoziert und all jene, welche sich zu engstirnig auf den 1. Teil festfahren, durchaus einen Tritt in die Magengrube versetzt. Es ist kein Wohlfühl-Spiel!
    All jenen welche den 2. Teil noch vor sich haben, rate ich offen an die Geschehnisse heran zu treten. Neuheiten als Chance positiv anzugehen und nicht über verlorenes zu schmollen. Sonst werdet ihr, wie viele andere Spieler, keine besondere Freude an The Last of Us 2 haben!


    Gesamt
    86%
    Grafik
    94%
    Sound
    89%
    Story
    83%
    Technik

    +Hammer Optik & Atmosphäre

    +starke Soundkulisse

    +inhaltlich anspruchsvoll nicht 0815

    +Spiel+ mit individuell einstellbarem Schwierigkeitsgrad

    -Schwächen beim Balancing (Verhältnis einzelner Elemente zueinander)

    -ungenutztes/verschwendetes Potenzial

    -schwache KI

    -eher schwache Bossfights


    gespielt: 43h | beendet: |28.06.2020
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    Andreas B.

    Status: Aktiv


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