Pro & Contra
+ fantastisches, kreatives Steampunk-Universum
+ grossartiger Artstyle
+ gelungener Genre-Mix aus Action & Stealth
+ zuweilen hochstehendes Leveldesign
+ atmosphärisch oft ein Erlebnis
+ erlaubt viele unterschiedliche Herangehensweisen
+ flüssige, präzise Steuerung
+ gewisser Wiederspielwert
+ viel zu entdecken
- Qualität des Leveldesigns nimmt gegen Ende ab
- halbherzige Story mit wenig emotionaler Epik
- kleinere KI-Pannen
- technisch etwas angestaubt
- tendenziell zu einfach
Fazit
Dishonored ist eines der Spiele, dem man die hohen Ambitionen sofort anmerkt: Von der akribisch ausgearbeiteten Spielwelt, über den künstlerischen Anspruch, bis hin zum spielerischen Grundkonzept hin merkt man dem Titel an, dass die Entwickler die Genre-Krone angestrebt haben. Das ehrgeizige Ziel haben sie für meine Begriffe freilich nicht ganz erreicht.
Um es vorweg zu nehmen: Dishonored ist ein richtig gutes Spiel, welches es verdient, gekauft zu werden (nicht nur um der Industrie willen, wie teils geschrieben wird, sondern schon auch des Spiels selbst willen - es macht einfach Spass!).
Dishonored ist eines der besten Spiele des Jahres, aber kein Spiel, welches - wie die Vorbilder Half-Life, Bioshock oder Deus Ex - nur alle paar Jahre erscheint. Dazu fehlt ihm schlicht die Klasse.
So enttäuscht im Vergleich zu Bioshock gerade die fehlende, emotional bindende Hintergrundgeschichte. Die angedeutete Rachestory verkommt vielmehr zu einer dünnen Aneinanderreihung von Auftragsmorden, die in ihrer Ausführung/Vollendung schon fast klinisch und kalt wirken. Ich fühlte mich mehr wie der Hitman als ein seelisch gebeutelter Rächer, was nicht für die emotionale Bandbreite des Titels spricht.
Auch der Plot selbst bleibt dünn und dürfte mit seinen beinahe schon obligatorisch wirkenden Wendungen wohl nur die allerwenigsten Spieler überraschen. Gerade das Ende wirkt rasch erzählt und wenig epochal. Da passen die oberflächlich bleibenden Figuren gut ins Bild.
Was das Erzählerische betrifft, scheitert Dishonored also leider - und das obwohl es in der Spielwelt unzählige Hintergrunderzählungen in Form von Büchern oder Audiologs zu finden gibt.
Spielerisch ist Dishonored dafür gerade zu Beginn eine Wucht: So erlauben gerade die ersten Missionen unterschiedliche Herangehensweisen und praktisch immer zwei Lösungsmöglichkeiten, was den Wiederspielwert doch erhöht. Leider nimmt die in der ersten Hälfte teilweise geniale Levelqualität mit der Zeit etwas ab. Nach der Lord Regent-Mission konnte mich keiner der Levels mehr sonderlich ansprechen.
Was den Umfang betrifft, ist Dishonored unterschiedlich einzuschätzen. Wer das Spiel actionlastig und auf dem direktesten Weg durchspielen will, dürfte kaum 10 Stunden beschäftigt sein. Entdeckernaturen, die Tarnung und Taktik den rohen Schwertgefechten vorziehen, dürften bis zu 20 Stunden einplanen. Ich selbst war nach 18 Stunden durch.
Letzten Endes dürfen diese Einwände aber nicht das falsche Bild suggerieren: Dishonored ist ein waschechter Coretitel, der (trotz des tendenziell etwas geringen Schwierigkeitsgrads) an uns Hardcorespieler gerichtet ist - es belohnt Spieler, die das Heft, respektive das Pad selbst in die Hand nehmen und im wahrsten Sinne des Wortes spielen wollen: Dishonored liefert einen überzeugenden Steampunk-Sandkasten, bei dem nicht der direkteste Weg der unterhaltsamste ist, sondern die Bereitschaft etwas Eigenes auszutüfteln und sich vom Ergebnis überraschen zu lassen.
In einer Zeit, wo viele Videospieler wegen des spielerischen Müssiggangs und der fehlenden Risikobereitschaft der Branche seufzen, ist Dishonored eine herausragende Ausnahme, die es verdient gespielt zu werden.
Da schmerzt es auch nicht allzu sehr, dass für den Kultstatus doch die dafür nötige Prise Genialität und Klasse fehlt.
8/10
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