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    Produkt-Bewertung

    Death Stranding - Special Edition

    zum Produkt

    Björn F.

    Pro & Contra:

    + überragende Grafik, insb. fantastischer Einsatz der Photogrammetry-Technik

    + durch das Band fantastische schauspielerische Leistung der Lead-Figuren

    + absolut einzigartige Spielerfahrung & Atmosphäre

    + riesiger Umfang (40-100 Stunden, je nach Spielweise)

    + bestechender Soundtrack

    + mystischer, spannender Plot mit starkem Ende

    + tolle Backstories in Emails und Interviews

    + einzigartiger Gameplay-Loop mit vielen interessanten Subsystemen (Fahrzeuge, Freischalten von Upgrades, Bauen von Infrastruktur, etc.)

    + sehr gute Steuerung

    + gruslige BTs

    + wunderbare Landschaften laden zum Experimentieren ein und belohnen unterschiedliche Herangehensweisen

    + tolle, wiederum einzigartige asynchrone Multiplayer-Komponente

    + BB!

    - Pacing der einzelnen Episoden unheinheitlich...

    - ... der hohe Fetchquest-Einsatz in einigen Episoden schadet zudem der Story

    - Gunplay nur unterer Durchschnitt

    - Balancing nicht perfekt

    - eigenwillige Spielmechanik, welche nicht jedem zusagen wird

    - teilweise wirklich schlechte Bosskämpfe

    Fazit:

    Dass Death Stranding ein sehr kontroverses Spiel ist, welches die Spielergemeinde spaltet, ist mittlerweile wohl hinlänglich bekannt. Es gibt in der Tat zwei Lager: Jene, die mit dem Gameplay-Loop gar nichts anfangen und die idiosynkratischen Eigenheiten von Kojima nicht ausstehen können. Dann gibt es jene, welcher der einmaligen Handschrift des mittlerweile legendären Entwicklers verfallen sind und jedes seiner Werke geradezu aufsaugen. Ehrlich gesagt gehöre ich eher in die letztere Kategorie. Dennoch möchte ich versuchen, meine Gedanken so nuanciert wie möglich wiederzugeben, auch - und so viel sei vorweggenommen - wenn in diesem speziellen Falle Worte dem Erlebten, sowohl dem Positiven, wie dem Negativen, wohl nicht unbedingt gerecht werden.

    Death Stranding ist jedenfalls mehr als die Summe seiner Teile. Ja, der Gameplay-Loop besteht im Wesentlichen darin, Pakete in einer postapokalyptischen Welt vom einen zum anderen Ort zu bringen. Das Spiel aber nur darauf zu reduzieren, würde aus meiner Sicht zu kurz greifen. Death Stranding war für mich wohl eher so etwas wie eine Videospiel-Pilgerreise, bei welcher gerade auch der Weg das eigentliche Ziel gewesen ist. Nur durch die vielen, vielen Kilometer, welche man primär zu Fuss, später aber auch mit Fahrzeugen oder Ziplines zurücklegt, entwickelt man als Spieler eine Verbundenheit zu dieser grossen, absolut umwerfend designten und präsentierten Spielwelt. Es ist erstaunlich, wie gut man einzelne Felsen oder Abhänge zum Ende des Spiels hin kennt - man erinnert sich genau, wo man heruntergefallen ist, wo der Fluss vielleicht ein wenig zu tief war, um durchzuwaten oder wo Timefall und BTs warten. Das liegt vor allem daran, dass Death Stranding die Fortbewegung in Videospielen neu interpretiert und das Reisen von A nach B, ein bislang in AAA-Games völlig trivialer Vorgang, in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Jeder längere Trip, gerade in noch nicht erkundete Gebiete, will gut geplant sein, erlaubt gleichzeitig aber auch Flexibilität in der wortwörtlichen Herangehensweise. Nach eher banalem Beginn war ich jedenfalls von den zahlreichen Subsystemen, welche den eigenwilligen Gameplay-Loop tragen, sehr beeindruckt. Wer dranbleibt, verfällt höchstwahrscheinlich der meditativen Sogwirkung des bedächtigen Gameplay-Loops. In diesen Momenten ist Death Stranding beinahe schon entspannend und erzeugt gleichzeitig eine spielerisch befriedigende, sehr seltene Trance, die für Videospielen eher ungewöhnlich ist. Man muss sich aber definitiv darauf einlassen wollen, ja teilweise anfänglich regelrecht überwinden, da sich diese Wirkung erst über die Zeit entfaltet. Es ist gut möglich, dass Death Stranding bereits durch diese Designentscheidung (bis und mit Episode 3 ungefähr) viele Spieler abhängt und verliert.

    Andere Spieler werden womöglich durch Kojimas Handschrift im Gamedesign, seinem sehr eigenwilligen Humor und dem notorischen Hang zur Überinszenierung und langen Cutscenes abgeschreckt. In Death Stranding findet er diesbezüglich wohl einen neuen Höhepunkt in seinem Schaffen. Erstaunlich - und löblich! -, dass Sony hier das alles zugelassen hat. Gerade zum Ende hin sind einige Passagen und Dialoge absolut jenseits dessen, was man sonst im AAA-Bereich sieht und für Spieler ohne Vorbefassung mit seinen Spielen wohl hart an der Grenze des Geniessbaren. Ob man das Gut oder Schlecht findet, bleibt jedem selbst überlassen. Als Fan seiner Handschrift war es für mich aber ein Erlebnis, für das ich dankbar bin und welches ich nicht missen möchte. Insofern dürfte auch in diesem Punkt die Wahrnehmung der Spielergemeinde unterschiedlich sein.

    Es gibt aber auch Punkte, die weniger subjektiv sind, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Im Positiven fällt die wirklich bahnbrechende Technik auf, die Death Stranding über weite Strecken den Anstrich eines Next-Gen-Titels verleiht. Dies liegt zu einem grossen Teil wohl am mirakulösen Einsatz der Photogrammetry-Technik, welche Landschaft und Schauspieler zum Leben erweckt. Optisch und technisch ist Death Stranding jedenfalls eines der beeindruckendsten Spiele aller Zeiten. Dasselbe gilt für die schauspielerischen Leistungen sämtlicher Hauptprotagonisten und den unbeschreiblich guten Soundtrack, der zurecht an den Videogameawards prämiert wurde. Schliesslich möchte ich als positives Element die innovative, asynchrone Multiplayer-Komponente hervorheben, welche Death Stranding einerseits spielerisch aufwertet und andererseits exzellent zur Kernbotschaft des Spiels passt.

    Eher enttäuscht zurückgelassen haben mich demgegenüber das Gunplay, welches mechanisch zwar in Ordnung ist, Tiefgang und Abwechslung bei den Kämpfen gegen die eher dümmlichen Gegner klar vermissen lässt. Dasselbe gilt für die bis auf ein paar Ausnahmen spielerisch schwachen Bossgegner. Gerade ein oder zwei Kämpfe im Endgame waren trotz beeindruckender Inszenierung spürbar nervig und wären nicht notwendig gewesen. Es ist genau in diesen Momenten, in denen Death Stranding sein Core-Gameplay verlässt, in denen das Spiel am schwächsten ist und Schwächen im Gamedesign offenbart. Insofern ist Death Stranding definitiv nicht immer ein gutes Spiel im eigentlichen Sinne.

    Death Stranding ist wie ein langer, langer Fiebertraum - man kann zwar den Versuch wagen, in Worte zu fassen, was man darin erlebt hat. Letztlich werden die Worte dem persönlich Erlebten aber wohl nicht gerecht. Was unter dem Strich aber bleibt, und da bin ich mir sehr sicher, ist eine Erfahrung, wie sie nur von Kojima kommen konnte. Das dürfte einigen - aus guten Gründen - zu abgehoben sein. Fans seiner Werke werden (vielleicht nach anfänglicher Eingewöhnung) aber auch hier wieder auf einen Trip mitgenommen, von dem man noch jahrelang reden wird und der ganz bestimmt Bestandteil der Videospiel-Popkultur des neuen Jahrzehnts werden wird.

    Auch nach über 60 Stunden Spielzeit (und über eine Viertelmillion Likes später!) habe ich Mühe, meine Gedanken kohärent zusammenzufassen. So speziell war die Erfahrung für mich. Was ich aber weiss, ist, dass ich Death Stranding nach anfänglicher Eingewöhnung wirklich geliebt habe und eine ganz besondere Beziehung mit dem Spiel aufgebaut hatte - dies bedingt auch, dass Spass nicht immer Teil der Erfahrung war.

    9/10


    Gesamt
    91%
    Grafik
    97%
    Sound
    91%
    Story
    89%
    Technik Innovation Motivation

    +das wohl schönste Spiel der aktuellen Konsolengeneration

    +innovativer Gameplayloop

    +sehr grosser Umfang

    +sehr interessantes Postapokalypse-Universum

    -wirklich schwache Bosskämpfe

    -viele Fetchquests

    -Gunplay nur unterer Durschnitt


    gespielt: 62h | beendet: |03.04.2020
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    Björn F.

    Status: Aktiv


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