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    Produkt-Bewertung

    No Man's Sky

    Björn F.

    Pro & Contra

    + grossartiger, überaus ambitionierter Scope
    + stellenweise wirklich schön
    + meditative, zum philosophieren anregende Stimmung
    + sehr schöner Soundtrack
    + an sich viele Gameplayelemente..
    - ... diese sind jedoch sehr halbgar umgesetzt
    - nach anfänglicher Neugierde lässt der Entdeckerdrang unweigerlich nach
    - mit der Zeit repetitiv anmutende Planeten
    - Atlas-Questreihe mies
    - künstlich geschaffener Anspruch durch undurchdachte Inventarrestriktionen
    - sehr träge, wenig intuitive Menüführung
    - Bugs & Performanceprobleme auch auf PS4
    - insgesamt nur wenig Langzeitmotivation

    "Unknowingly, we plow the dust of stars, blown about us by the wind, and drink the universe in a glass of rain."

    Habe mich heute nochmals drangesetzt und einige Trophäen geholt und die Atlas-Quest beendet. Nach gut 30 Stunden fühle ich mich kompetent, ein paar abschliessende Zeilen zum Spiel zu schreiben. Ich möchte eigentlich die schlecht und irreführend geführte mediale Kampagne in diesen Zeilen dabei komplett ausklammern und einfach nüchtern zu skizzieren versuchen, was NMS in mir für Gefühle ausgelöst hat während meiner Reise durch das Weltall.

    Als Erfahrung sind die ersten zwei, drei Stunden wirklich beseelend. Das Gefühl, mit dem eigenen Raumschiff zum ersten Mal die Weiten des Weltraums zu betreten, dürfte wohl jeden Scifi-Freund zum Schmelzen bringen. Das erste Mal durch ein Schwarzes Loch fliegen. Das erste Mal in den Orbit eines unbekannten Planeten eintreten. Das erste Mal von der Sternenkarte erschlagen werden. Dies sind alles wunderbare Momente, die NMS dem Spieler bietet.

    Jedoch lernt man als Spieler sehr schnell, dass hinter diesen erstaunlich schönen Momenten nur sehr wenig Spiel schlummert. Zwar sind die rudimentären Strukturen, die für ein tolles Scifi-Spiel notwendig sind (Crafting, Weltraumkämpfe, Erforschen, Diplomatie), allesamt vorhanden. Leider wurde von Hello Games nichts davon wirklich langfristig motivierend konzipiert oder durchdacht aufgebaut. Bestes Beispiel ist das Crafting, welches die ersten 20 Stunden enorm durch die künstlichen Beschränkungen, die einem das Spiel aufzwingt, leidet. Hat man dann endlich ein genügend grosses Inventar, merkt man sogleich, dass diese Beschränkungen reiner Selbstzweck waren, um der Mechanik mehr Dauerhaftigkeit zu verleihen. Für sich genommen ist das Crafting unglaublich banal und wird kaum sinnvoll in der Spielwelt integriert.

    Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Gameplay-Elementen, die im Spiel immer mal wieder auftauchen. Sie sind irgendwie da, aber wenig durchdacht und teilweise technisch schlecht umgesetzt. Die Spacefights sind hier ein gutes Beispiel: Was Potenzial für immense und grossartige Weltraumschlachten gehabt hätte, mündet immer in belanglosen, ja ziemlich nervigen Scharmüzeln, die nur wenig Befriedigung beim Spieler hinterlassen. Somit bleibt eigentlich nur eines übrig, das NMS über längere Zeit tragen kann: der intrinsische Entdeckerdrang des Spielers selbst.

    Und ja, das funktioniert zunächst gut. Gerade am Anfang wollte ich immer neue Sonnensysteme und Planeten erforschen, so vielseitig sahen sie doch zu Beginn aus und so viel Vielseitigkeit wollte ich in das Universum hineininterpretieren. Doch spätestens nach 4, 5 Sonnensystemen und 10 Planeten erkennt man die Muster, die für die Zusammenstellung dieser schier unendlichen Anzahl an Planeten nötig waren. Mit der Zeit kamen mir auch ganz neue Systeme doch sehr bekannt vor, auch wenn sie in ihrer Farbgebung oder der Dichte der Vegetation vielleicht etwas unterschiedlich waren. Die Grundmuster und Versatzstücke bleiben stets dieselben. Der Zauber verblasst.

    Mir hat dies nach gut 30 Stunden und dem Abschluss der wirklich enttäuschenden Atlas-"Questreihe" ein bisschen die Langzeitmotivation geraubt. Ich glaube aber, dass Spieler, welche das Erkunden um des Erkundens willen lieben, länger als ich mit dem Titel glücklich werden können. Die meditative, ja fast schon philosophisch anmutende Reise des Einzelnen wird für diese dann wichtiger als die Unzulänglichkeiten in der eigentlichen Spielerfahrung. Und das können wohl nur wenige Titel von sich behaupten.

    Was letztlich bleibt, ist ein aus meiner Sicht für unser Hobby sehr wichtiger Titel, dies primär aus programmiertechnischer Sicht. Ich bin zwar kein Experte, doch No Man's Sky ist der erste halbwegs passabel funktionierende Titel, der algorithmenbasierte und automatisierte Weltgenerierung konsequent nutzt. Zufallsgenerierten Content gab es schon zu Zeiten von Daggerfall, darum geht es nicht. Es geht vielmehr darum eine beachtliche Anzahl an Versatzstücken in einer einigermassen homogenen Weise zusammenkommen zu lassen und dies auch noch beliebig skalierbar zu machen. Dies ist eine sehr grosse und beachtliche Leistung für ein so kleines Studio.

    Gleichzeitig zeigt uns NMS auch, dass diese Art des Spieleentwickelns kein Allheilmittel gegen exponentiell steigenden Programmieraufwand sein kann und entscheidende Dinge wie Gameplay-Mechanik, Geschichtenerzählung, Interface und letztlich die Gewährleistung einer guten Spielbarkeit immer manuelles Schaffen des Künstlers bleiben müssen. Und dort hat NMS nur sehr wenig zu bieten, sei es, weil es vergessen ging, oder sei es, weil man mit den eigenen Mitteln nicht mehr erreichen konnte.

    Letztlich führt dies alles zu einem ziemlich sonderbaren Fazit: No Man's Sky hat mich bis fast zum Ende hin beeindruckt. Spass im eigentlichen Sinne hat es mir jedoch nur selten gemacht. Bis zum Zentrum werde ich jedenfalls nicht mehr fliegen, dafür ist mir der Weg zum Ziel dann doch zu langweilig.

    6.5/10

    ---

    Mehr zu No Man's Sky und allen weiteren Sci-Fi Games gibt es bei www.lostgamers.ch - der grossen Gamer-Community der Schweiz!


    Gesamt
    66%
    Grafik
    78%
    Sound
    84%
    Story
    44%
    Innovation Pranger

    +einige tolle Momente

    +gewaltige Programmierleistung

    +schöne Atmosphäre

    +Artstyle

    -viele spielerische Unzulänglichkeiten

    -technisch unausgereift und verbuggt

    -enttäuschende Quests & Story

    -viel Repetitives


    gespielt: 35h | beendet: |04.11.2016
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    Björn F.

    Status: Aktiv


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