Kann mich der Erstbewertung hier nur anschliessen. Zwar hatte ich gefühlsmässig oft nur den Mittelfinger für den Hauptdarsteller übrig (seine anfänglich gleichgültige Art, gewisse dumme Entscheidungen, aber insbesondere auch wie er das Mädchen behandelt, machen ihn trotz der Opferrolle nicht gerade sonderlich sympathisch), dennoch fiebert man den ganzen Film hindurch mit und fragt sich, wohin das ganze nun führt. War die Anfangsszene sogleich das Filmende oder nicht? Und wer besitzt das grössere Durchhaltevermögen, das Mädchen oder der Junge?
Allerdings sollte man schon ein gewisses Flair für asiatische Filme und ruhige, emotionale Erzählungen haben. Auch erscheint die Handlung etwas abstrakt, wenn man sieht, wie sich verarmte Leute in einem verseuchten? Katastrophengebiet zusammenfinden, während einige hundert Meter weiter viele Gebäude und Strassen in Ordnung zu sein scheinen. Zumal der Film die gesellschaftliche Abgrenzung auch nicht wirklich erläutert. Trostlose Lebensumstände und eine mehrheitlich kranke Gesellschaft füllen den Film aber auch so mit genügend sozialkritischen Aspekten. Die eigentliche Handlung wird dagegen im Kurzbeschrieb bereits perfekt zusammengefasst. (Der Trailer spoilert dagegen vielleicht schon wieder etwas zuviel.)
Besonders loben will ich hier auch die schauspielerischen Leistungen, die mich sogar dazu verleiten konnten, mir das Making of anzusehen. Und ja, der Regisseur wird zwar viel gelobt, aber wie er die jungen Schauspieler ans absolute Limit bringt, ist schon recht hart. Hier werden selbst abseits der Dreharbeiten Tränen vergossen, wenn es eine emotional starke und schwierige Szene 6 Stunden lang zu wiederholen gilt, bis der Regisseur mit allem zufrieden ist. Wobei ich mich frage, ob man damit den Schauspielern überhaupt einen Gefallen macht, wenn man erwähnt, wieviel Zeit oder wieviele Takes eine Einstellung gebraucht hat. Wird das ganze in Japan eher als Kritik angesehen oder lobt man damit das Durchhaltevermögen? In amerikanischen Making ofs kriegt man so was zumindest kaum zu sehen. Der Regisseur spricht von "glücklichen Zufällen" und dem "perfekten Filmmoment" - aber wenn man die Schauspieler hierfür emotional und körperlich (widrige Wetterumstände / kein Filmstudio) derart ans Limit bringt, sind diese so gar nicht mehr um ihren Job zu beneiden. (Zumal sich die Gagen hier wohl ohnehin nicht mit Hollywood-Standards messen lassen dürften.) Das Mädchen erwähnte u.a. auch eine bewusste Gewichtszunahme für die Rollenvorbereitung, aber ich schweife ab. ^^
PS. Der Film basiert auf einem Manga, wurde nach der tatsächlichen Erdbeben-, Tsunami und Atomkatastrophe 2011 (in Japan) aber etwas umgeschrieben. Wobei der (fiktionale) Film ausschliesslich nach der Katastrophe spielt, also keine CGI-Effekte oder Echtaufnahmen des Ereignisses zeigt.
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