85%
Mass Effect 3
Ein an sich gutes Spiel ist MassEffect 3 natürlich nach wie vor, doch macht das Ende die glaubwürdige Welt, die sich über die ersten beiden Spiele hinweg erfolgreich aufgebaut hat, schnell und erbarmungslos zunichte. Ich als Spieler habe mich
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Ein an sich gutes Spiel ist MassEffect 3 natürlich nach wie vor, doch macht das Ende die glaubwürdige Welt, die sich über die ersten beiden Spiele hinweg erfolgreich aufgebaut hat, schnell und erbarmungslos zunichte. Ich als Spieler habe mich schlichtweg hintergangen gefühlt... Doch möchte ich hier gar nicht weiter auf das Ende eingehen, sondern einen möglichst objektiven und spoilerfreien Testbericht verfassen; es sei nur gesagt, dass ich bei einem anderen Ende sehr gerne eine 90% Wertung vergeben hätte.
Erzählung:
Ich möchte hier keine Details zur Story verraten: Die ist zum Grossteil nämlich gewohnt gut, beginnt gegen Ende hin aber etwas seltsame Züge anzunehmen, die nicht so ganz nachzuvollziehen sind. Das mag aber auch daran liegen, dass ich, wie wahrscheinlich so viele andere auch, mir meine eigenen Ideen zum Ausgang dieser Trilogie erdacht habe.
Des weiteren werden Charaktere eingeführt, die meiner Meinung nach unnötig sind, insbesondere, da sie im Verlauf des Spiels nicht tief genug ergründet werden und seltsamerweise lachhaft wirken (genau genommen ist es nur eine Person, die anscheinend in einem der MassEffect Bücher vorgekommen ist und aus welchen Gründen auch immer jetzt auch im Spiel vorkommen muss...).
Gespräche:
Negativ aufgefallen ist mir auch, dass die Crew-Mitglieder viel weniger Leben entwickeln, als dies noch in MassEffect 2 der Fall gewesen ist. Mit einigen Charakteren auf der Normandy kann man so gut wie nie die gewohnten Gespräche führen, weswegen einige Charaktere auch etwas blass und "vergangenheitslos" bleiben. Da war MassEffect 2 deutlich besser, wo sich doch so etwas wie eine emotionale Bindung zu den virtuellen Charakteren aufgebaut hat...zumindest zu den meisten.
Konversationen laufen auch weniger interaktiv ab und meist bleibt einem nur noch die Wahl zwischen zwei Antwortmöglichkeiten (gut oder böse - ein Mittelweg gibt es meist nicht mehr). Das nimmt der Welt auch etwas von seiner Glaubwürdigkeit und lässt den Spieler manchmal etwas unbefriedigt zurück, da er Shepard nicht so hatte reagieren lassen können, wie er das für richtig gehalten hätte.
Präsentation:
An die Grafik musste ich mich erst gewöhnen. Nachdem ich am PC die ersten beiden Teile noch mal auf höchster Auflösung durchgespielt habe, wirkte die XBOX360 Version von MassEffect 3 doch arg verschwommen und unscharf. Doch ich gewöhnte mich erstaunlich schnell daran, bis es mir gar nicht mehr auffiel und ich die schönen Schauplätze, Raumstationen und Landschaftskulissen geniessen konnte.
Die meisten Levels sind abwechslungsreich gestaltet und laden zum Erkunden ein (abgesehen von einem etwas öden Labor-Level). Die ewig gleichen Innenräume, wie man sie in den Nebenmissionen von MassEffect 1 zu Hauf gesehen hat, gehören endgültig der Vergangenheit an - jedes Level scheint eigenständig kreiert worden zu sein und unterscheidet sich von allen anderen.
Sound:
Die Musik befindet sich auf einem gewohnt hohen Niveau, doch gefielen mir die Stücke aus MassEffect 2 insgesamt doch besser - oder sollte ich sagen 'passender'? In MassEffect 3 wird wieder deutlich mehr zu Streichinstrumenten gegriffen. Es sind zum Teil wirklich sehr schöne Tracks, doch hatte ich manchmal das Gefühl, dass einige ebenso gut einem Spiel im Mittelalter-Setting entsprungen sein könnten - natürlich bei weitem nicht alle, doch wirken einige Stücke tatsächlich MassEffect-untypisch und etwas fehl am Platz. Es wurde ja auch häufig mit dem Slogan 'Galaxy at War' propagiert, dass man eine Zweit-Weltkrieg-ähnliche Stimmung erschaffen möchte (nur etwas grösser, wenn ich mich recht erinnere)... und in ein solches Szenario könnte ich einige Stücke tatsächlich eher einordnen, als in eine Sci-Fi Geschichte. So gesehen ist es mir unverständlich, warum der frühere Interpret Jack Wall für MassEffect 3 nicht mehr an Bord geholt worden ist...aber ich glaube, das war seine eigene Entscheidung. Einige Stücke aus MassEffect 2 tauchen aber auch wieder auf - und es ist irgendwie genau in diesen Moment wo das Spiel gleich noch etwas mehr Spass macht.
Quests:
Die Nebenquests sind zahlreich und bis auf jene, die sich auf den Multiplayer-Maps abspielen, auch wirklich unterhaltsam. Wie bereits gesagt, wirkt jedes Level handgefertigt und verströmt seine jeweils eigene, fantastische Atmosphäre.
Allerdings spielt einem das Quest-Logbuch beim Auffinden des Schuaplatzes den ein oder anderen Streich: so wird ein Planet genannt, doch kein Hinweis darauf gegeben, in welchem System sich dieser befindet. Ich habe mich also schon ein paar mal auf google.ch wiedergefunden, wie ich die seltsamen Namen einiger MassEffect-Planeten eintippte. Das muss echt nicht sein! Dafür könnte man den Kodex ja auch gebrauchen.
Kampfsystem:
Zu guter Letzt noch ein Wort zu den Kämpfen: Ich habe auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad gespielt (abgesehen vom Anfang) und es gab doch einige Scharmützel, die mich beinahe in den Wahnsinn getrieben haben... aber genau so heisst ja auch der Schwierigkeitsgrad. Es gab dann aber auch Gefechte, die erstaunlich leicht waren, was zum Teil wohl auch der nicht allzu intelligenten Gegner KI gutzuschreiben ist.
Das Deckungssystem funktioniert gut, doch bin ich leider auch einige Male unfreiwillig gestorben, weil sich Shepard nicht so an die Wand pressen wollte, wie ich das gerne von ihm gehabt hätte. Tja, selbst schuld... oder eben spielerisches Unvermögen, ich weiss...
Die Waffen verhalten sich nachvollziehbar und die einzelnen Talente sind gut gewählt. Alle Schiesseisen lassen sich modifizieren und aufrüsten, doch hat man sich schon bald auf eine bestimmte Mischung aus Upgrades eingestellt, so dass man die restlichen Optionen schlichtweg auslässt. Insgesamt spielt sich MassEffect 3 in den Kämpfen etwas besser als MassEffect 2, doch scheint das auf Kosten des Dialogsystems gegangen zu sein...schade.
Multiplayer:
Den Multiplayer habe ich mittlerweile auch ausprobiert und dieser hat mich nach einigen Spielen gepackt... und mittlerweile auch wieder etwas losgelassen. So lange man die Charaktere mit Fertigkeitspunkten entwickeln kann, macht es wirklich ordentlich Spass, denn man hat ein Ziel, auf das man hinarbeitet: besser zu werden! Doch sobald das Levelcap von 20 nach ungefähr 10 Spielen à je 20 Minuten erreicht ist, beginnt die Motivation an zu bröckeln. Zum Glück gibt es noch weitere Charakterklassen, die erst mal auf Level 20 gebracht werden wollen, doch halten diese auch nicht für ewig hin. Das Kaufen neuer Ausrüstung ist zwar auch ein Motivationsfaktor, doch realisiert man recht bald, dass man schon sehr, sehr lange spielen müsste, um eine wirklich gute Ausrüstung zu erhalten. Grund dafür ist, dass die Gegenstandspakete, die man sich für das, durch siegreiche Matches, erhalten Geld kaufen kann, randomisiert sind. Soll heissen, man weiss nie, was das Gegenstandpaket enthält. Nur, dass man für mehr Geld eben tendenziell Gegenstände aus einer besseren Waffenklasse bekommt.
weniger
+Grossteil der Story gewohnt gut und mitreissend
+Modifizieren der Waffen
+Hübsches Leveldesign, Gute Grafik (für XBOX360 verhältnisse)
+Atmosphärische Nebenquests, Multiplayer für kurze Zeit sehr unterhaltsam
-Das Ende... (kopfschüttel)
-Teils frustrierende Kämpfe (höchster Schwierigkeitsgrad)
-Charaktere erwachen deutlich weniger zum Leben als noch in Teil 2
-Lange Ladezeiten (XBOX360, nicht auf Festplatte installiert)