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Revolver Blu-ray
"Da ist etwas in einem, über das man nichts weiß. Etwas, das man solange verleugnet, bis es zu spät ist, etwas dagegen zu tun. Es ist der einzige Grund dafür, das man am Morgen aufsteht seinen beknackten Chef erträgt, und all das Blut, den
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"Da ist etwas in einem, über das man nichts weiß. Etwas, das man solange verleugnet, bis es zu spät ist, etwas dagegen zu tun. Es ist der einzige Grund dafür, das man am Morgen aufsteht seinen beknackten Chef erträgt, und all das Blut, den Schweiß, und die Tränen. Und das nur, damit alle wissen, wie gut, attraktiv, großzügig, witzig und clever man ist. Fürchtet mich oder verehrt mich, aber bitte, haltet mich für was besonderes. Wir haben alle dieselbe Sucht. Wir sind Anerkennungsjunkies. Wir gieren alle nach dem Schulterklopfen, der goldenen Uhr, dem verdammten Applaus. Dem Siegerpokal. Shine on, you crazy diamond. Wir sind bloß Affen, in Anzüge gesteckt, die um Anerkennung betteln. Wenn wir das wüssten, würden wir all das nicht tun. Irgendjemand versteckt dieses Geheimnis vor uns. Und hätte man eine 2. Chance, dann würde man fragen: Wieso das alles?"
Ok, ich war wirklich stinksauer nachdem ich Revolver das 1. Mal angesehen hatte. Aber nicht weil mich er so langweilte, oder ich um die verschwendete Lebenszeit trauerte, nein. Sondern weil ich auf lauter Leutchen gehört hatte, die mir immer wieder versicherten und mich regelrecht warnten, wie dumm, sinnlos, langweilig und schlecht dieser Film doch ist.
Dann dachte ich mir jedoch, versuchst dus einfach mal. Und je weiter der Film lief, desto mehr fragte ich mich, ob man mich a)verarschen wollte, oder b) die erwähnten Leutchen vielleicht einen anderen Film gemeint hatten?
Ich hätte nie gedacht, das Guy Ritchie sich nach Snatch noch einmal übertreffen könnte. Aber er hat es, in meinen Augen jedenfalls geschafft.
Wer hier einen Film im Stil von BDKG, Snatch oder RockNRolla erwartet, wird spätestens nach 15 Minuten aufhorchen und aufgrund des eben Gesehenen wissen: das hier ist etwas ganz anderes - gleichzeitig aber etwas Besseres. Ritchie will einen Gangsterstreifen mit Philosophie vereinen, und: es funktioniert! Interessante Charaktere, dargestellt von solch genialen Schauspielern wie Ray Liotta, einem überragenden Jason Statham (der hier beweist, das er eindeutig mehr kann als Dinge zu transportieren und durch die Gegend zu rennen) und einem brillianten Mark Strong.
Ja, die Story. Ich fand sie weder abstrus noch dämlich. Man muss sich wirklich darauf einlassen können. Es wird einem einiges abverlangt, man muss sich schon sehr konzentrieren, und einige Szenen öfters angucken, aber: Es ist alles verständlich und lässt sich erklären, vielleicht muss man über das eine oder andere länger nachdenken; ich fühlte mich nach dem 2. Mal ansehen jedenfalls nicht mehr mit offenen Fragen zurückgelassen. Das ist eine der großen Stärken des Films: Wirklich ALLES lässt sich erklären und ist schlüssig, der Eigeninterpretation oder einem "na denk dir halt selbst aus was hier gemeint war" wird nicht viel Platz gelassen.
Oft wird zu Revolver der Kabbalavergleich gezogen. Den sehe ich nicht unbedingt. Maximal 2 Sachen könnten wirklich daher stammen, der Rest ist beliebig - da ist der Film viel näher an Fernöstlichem als an der Kabbala orientiert.
VORSICHT BÖSER SPOILER!!! Bitte nur lesen wenn du den Film schon gesehen hast!!
--Der Feind von ausserhalb existiert nicht. Jake scheint zwar mehrere dieser Feinde zu haben, aber letztendlich besitzen sie keinerlei Macht über ihn. Man wird klüger, wenn man gegen klügere Gegner kämpft. Stärker, wenn man gegen stärkere Gegner kämpft. Aber wer ist der mächtigste aller Gegner? Man selbst. Der oberste Gegner versteckt sich immer dort, wo man ihn als letztes suchen und vermuten würde. Und das ist im eigenen Kopf, da, wo man nicht suchen würde, ganz weit hinter der eigenen Angst und dem Schmerz.
--Sam Gold ist das Ego. Er ist nicht real. Er ist nur so real, wie du ihn sein lässt. Und er hat keine Macht, nur die, die du ihm gibst. Ob er nun gut oder böse ist, liegt in der Wahl des jeweiligen Charakters. Dort wo man nicht hingehen will, dort wird man ihn finden.
--Nicht umsonst heißen die Figuren Jake GREEN und Sam GOLD. In vielen Szenen kann man genau beobachten, das grün und gold vor allem im Hintergrund eine sehr große Rolle einnehmen. Je nachdem, wer gerade mächtiger ist, ist grün oder gold dominant. Genauso verhält es sich mit den anderen Farben und den dazugehörigen Figuren (schwarz, rot weiss, lila, blau...) Und wie sagt Jake am Anfang? "Lila. Die Farbe der Gewinner" und seine letzte Szene ist in....na? lila!
--In einer der Schlüsselszenen, der Fahrstuhlszene, befreit sich Jake von Sam Gold, und das im 13. Stockwerk, das nicht existiert, genausowenig wie Sam Gold selbst. die 13 ist in der Mythologie die Zahl der Befreiung und der Veränderung.
Jake stellt sich seinem stärksten Gegner am Ort seiner größten Angst.
Und nachdem diese vollzogen ist, hat Jake noch nichtmal mehr Angst für den von ihm am stärksten vermuteten Gegner - Macha. Da er weiß, wenn er sich von Sam Gold befreit hat, hat er sich von jeglicher Angst, Gier, Rache, oder sonstiges befreit. Er braucht das Geld, die Gier, die Anerkennung nicht mehr.
--Schon im Laufe des Filmes scheint Macha immer schwächer und wahnsinniger zu werden, desto näher Jake dem Ziel kommt - Jake fängt an, GEGEN sein Ego zu arbeiten, indem er lauter nette Dinge für Macha tut (die großzügige Spende in seinem Namen, die Entschuldigung, usw.) erst durch diese Rebellion wird es ihm möglich sich vollständig zu befreien.
Am Ende muss er einsehen, das Jake ihn nicht mehr fürchtet, ihn noch nichtmal mehr versucht zur provozieren, wie zu Beginn, das er es schlichtweg nicht mehr nötig hat. Dadurch wird ihm bewusst, das er selbst niemals den Kampf gegen seinen eigenen Sam Gold gewinnen wird, es nicht haben will das er falsch investiert hat. (Wie er früher im Film bereits sagte: "Es ist Sam Gold, an den mein Leben gekettet ist!") Er sieht ein, das er nicht stark genug ist, gegen Gold zu bestehen, und lieber durch seine eigene Hand stirbt als durch Golds. Daraufhin nimmt er sich das Leben.
--Sorter steht für die Kehrtwendung, die einschneidende Veränderung sozusagen. Er schoss zu Anfang des Films bei Jake daneben, da er "so ein Gefühl hatte", und stellt sich später für Jakes Nichte gegen alle. Er wirft die Frage auf: Bin ich dazu in der Lage meinen Weg zu ändern, wenn der bisherige der Falsche war? Ist es zu spät, oder niemals zu spät doch noch abzubiegen?
--Jakes kleine Nichte Rachel steht für die Schuldlosigkeit - egal wie hart es sie auch treffen mag, am Ende ist sie doch immer wieder in Sicherheit.
--Macha, Lily Walker oder John stehen für die größeren oder kleineren, die schweren Laster die jeder Mensch hat.
--Die asiatische Killerin repräsentiert in ihrer kurzen Szene ebenfalls das Ego und die Gier ("die Gier ist die einzige Schlange die nicht betört werden kann"), und dient dazu, die immerfortwährende Präsenz von Sam Gold aufzuzeigen. Alle suchen an den offensichtlichen Orten nach ihr, aber sie ist an einem Ort wo sie keiner vermutet, unter dem Tisch.
--Avi und Zach sind 2 Figuren, die nur existieren, um Jake zu befreien, ihn auf den richtigen Weg zu führen. Im Knast trainieren sie ihn mit ihren Codes und Nachrichten in den Büchern, bis sie schliesslich verschwinden und alles vorbereiten, da er zu diesem Zeitpunkt noh nicht bereit ist mitzugehen. Die beiden bringen ihn dazu, in ein großes Geschäft, sein eigenes Leben zu investieren. Die Blutkrankheit ist nur dazu da, ihm sein Geld abzunehmen. Erst, wo Jake praktisch vor dem Abgrund steht und nichts mehr zu verlieren hat, ist er auch bereit, sich von Avi und Zach führen zu lassen (was er ja davor nicht war!) Sie bringen Jake dazu, Sam Gold zu überlisten, indem sie Jake (und Sam Gold) selbst glauben lassen, sie helfen ihm bei seiner Rache gegen Macha, was sich ja im Endeffekt als falsch herausstellt. Sie sind nicht real, oder jedenfalls nicht menschlich, sondern Jakes Schutzengel. Dafür sprechen nicht nur ihre Namen (Avi=Abraham) (Zach= Isaac) Denn niemand kann einfach so aus einer Zelle ohne Fluchtmöglichkeit aus einem Hochsicherheitsgefängnis verschwinden, oder jemandem eine tödliche Blutkrankheit verpassen, und ihn davon wieder genesen zu lassen. Und niemand kann von einer Horde wütender Gangster einfach übersehen werden, und das mehrfach! Ebenso hat Avi genau die gleiche Handschrift wie Jake, kann seine Gedanken hören, usw usw, es gibt unzählige versteckte Hinweise. Ein weiterer: Mehrmals wird im Film erwähnt, das Sam Gold keine Macht über Avi und Zach hat.
--Lass den Gegner sich in Sicherheit wiegen und denken, er bekommt was er verlangt, aber in Wirklichkeit ist dies nur Teil der Strategie ihn letztendlich zu besiegen.
--"The greatest trick that he ever pulled was making you believe that he is you." Eines der wichtigsten Zitate des Films. Es ist der ultimative Betrug - Sam Gold verkauft dir seine Ideen als seine eigenen. Er packt dich bei deinen niedrigsten Motiven (Gier, Rache...) Solange du ihm folgst bist du nichts weiter als eine Marionette. Du musst verstehen, das du du bist und nicht dein Ego. Erst dann kannst du frei sein und dein Leben selbst bestimmen. Fast keine der Figuren will die Verbindung ihres Egos zu Sam Gold sehen. Der entscheidende Schritt ist, genau das Gegenteil von dem zu tun was Sam Gold befiehlt. Letztendlich schaffen dies nur Sorter und Jake.
--Das Schachspiel ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in Revolver. Nicht umsonst taucht die Zahl 32 immer wieder im Film auf. Schach funktioniert nach den Regeln der Täuschung. Wenn man alle Charaktere des Filmes als Schachfiguren ansieht, stellt sich die Frage: Wer beschließt ein Bauer, und wer eine Königin zu sein? Es geht um Strategie und Täuschung.
Jake und Macha kann man sozusagen als die Könige auf dem Schachbrett betrachten. In der Szene, in der Macha Jake mit der Waffe bedroht, nachdem dieser aus dem Aufzug kommt - über Jakes Kopf ist eine Krone (ist zwar nur die Krone der Statue hinter ihm, aber es wäre ein ZU großer Zufall) und Macha trägt eine Kette mit dem Symbol der Königsfigur.
Du wirst nur stärker, indem du gegen stärkere Gegner spielst.
Der ärgste Feind versteckt sich dort, wo man ihn nicht erwartet.
Hart ist die Schlacht, mild ist der Sieg
Die goldene Regel: Schütze deine Investition
Man muss seine Investition immer schützen, ob es in seinem Interesse liegt oder nicht.
--Revolver beginnt mit Jakes Freilassung, und endet mit ihr, indem er realisiert, das er immer noch in Haft gewesen ist. Und das ist der Hauptpunkt von Revolver. Die größtmögliche Flucht und die notwendigen Dinge und Handlungen, sich aus dem Gefängnis zu befreien. Im Film geht es die ganze Zeit um die Zurückweisungen, Erniedrigungen, Tiefschläge, und die verschiedenen irrealen Handlungen die Jake und die Figuren um ihn herum begehen, und die er bestehen muss, um am Ende frei zu sein.
Um zu siegen, muss man gegen klügere Gegner spielen. Aber man spielt weiter gegen sich selbst, um sich vor der Tatsache zu verstecken das man doch nicht so besonders ist, wie man es vielleicht gerne hätte.
SPOILER ENDE!!!
Die ganze Inszenierung und Erzählweise hat mich von Anfang an gefesselt und auch Tage später immer noch nicht losgelassen, immer wieder spukten bestimmte Szenen und Dialoge in meinem Kopf herum, die einen richtig packen das einem fast übel wird (jaa mal wieder die Aufzugsszene als Beispiel) Ein Film, der bei jedem Mal ansehen noch mehr gewinnt als verliert. Grandiose tiefgängige Dialoge, philosophische Ansätze und auffälliger Liebe zum Detail. Ich kann nur vermuten, wie lange Guy Ritchie an diesem Film gesessen hat, diese schon erwähnte Detailliebe, egal ob bei Kameraeinstellungen, Metaphern mit großen und klitzekleinen Kleinigkeiten (wie zb die Aufzugsszene im 13. Stockwerk), das Farbenspiel (zb schwarz für Gewalt..) die Zettel, die Namen der Figuren, das Zählen der Personen aus dem Off, und die ganze Bedeutung dahinter, und die Zahlencodes, das grenzt schon direkt an extreme Besessenheit. (Nach einem Blick ins Booklet der SE kann ich sagen: Er hat 3 Jahre daran geschrieben).
Den Soundtrack möchte ich natürlich auch nicht unerwähnt lassen, einfach genial, vor allem der Einsatz von Mozart oder dem Purple Requiem.
Ich habe den Film inzwischen über 20 Mal gesehen und er fesselt mich jedesmal wieder von Neuem.
Ein absolutes Meisterwerk mit einer genialen tiefgehenden Story, die eine Botschaft transportiert über die man nachdenken sollte, grandiosen Charakteren, Metaphern und Bildsprache, so sieht für mich ein perfekter Film aus.
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